Definition Entropium
Das Entropium (ICD-10 H02.0) ist eine pathologische Einwärtsdrehung (Inversion) des Lidrands, die überwiegend das untere Augenlid betrifft, seltener das Oberlid. Durch diese Fehlstellung kommen die Wimpern in direkten Kontakt mit der Hornhaut (Cornea) und der Bindehaut (Konjunktiva), was zu kontinuierlicher Reizung führt (Trichiasis).
Ziel der Behandlung eines Entropiums ist die Wiederherstellung der normalen anatomischen Position des Augenlids, sodass die Wimpern nicht mehr auf dem Auge reiben. Dadurch sollen die damit verbundenen Symptome gelindert, die Augenoberfläche vor weiteren Schäden geschützt und die Sehfunktion erhalten werden.
Ein Entropium kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden:
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Involutionelles Entropium (Entropium senile): Die häufigste Form, die im höheren Lebensalter auftritt. Ursächlich ist eine altersbedingte Erschlaffung der Lidstrukturen, insbesondere eine Instabilität der unteren Lidretraktoren (Muskeln, die das Lid nach unten ziehen), eine horizontale Liderschlaffung und eine Überaktivität oder ein Vorrutschen des präseptalen Anteils des Musculus orbicularis oculi (Augenringmuskel).
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Narbenentropium (Entropium cicatriceum): Entsteht durch Narbenzug an der Innenseite des Lids (tarsale Konjunktiva). Ursachen können Verletzungen, Verbrennungen, chronische Entzündungen (z.B. Trachom, Stevens-Johnson-Syndrom) oder vorangegangene Operationen sein. Die Narbe verkürzt die innere Lamelle des Lids und zieht es nach innen.
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Spastisches Entropium: Eine vorübergehende Einwärtsdrehung des Lids durch einen Krampf (Spasmus) des Musculus orbicularis oculi, oft ausgelöst durch Augenreizungen, Entzündungen oder nach Augenoperationen.
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Mechanisches Entropium: Selten, durch Gewebsveränderungen oder Tumore, die das Lid nach innen drücken.
Angeboren vs. erworben: Wichtige Unterscheidungen
Es ist wichtig zwischen einem angeborenen und einem erworbenen Entropium zu unterscheiden:
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Angeborenes Entropium (Entropium congenitum): Dies ist eine seltene Form, die bereits bei Geburt oder kurz danach auftritt. Ursache ist oft eine Entwicklungsstörung der Lidstrukturen, z.B. eine Fehlbildung der Lidretraktoren oder eine anomale Lidfalte (Epiblepharon), bei der eine Hautfalte die Wimpern gegen das Auge drückt. Es betrifft häufiger das Unterlid und kann sich manchmal im ersten Lebensjahr spontan zurückbilden.
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Erworbenes Entropium: Dies sind alle oben genannten Formen (involutionell, narbig, spastisch, mechanisch), die im Laufe des Lebens durch verschiedene Ursachen entstehen. Das involutionelle Entropium ist hierbei die mit Abstand häufigste Form.
Die Unterscheidung ist relevant für die Wahl der Behandlungsmethode und die Prognose.
Die Symptome eines Entropiums entstehen primär durch die mechanische Reizung der Augenoberfläche durch die einwärts gedrehten Wimpern:
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Fremdkörpergefühl: Das Gefühl, als ob ständig etwas im Auge wäre.
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Augenrötung und Reizung.
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Tränenträufeln (Epiphora): Als Reaktion auf die Reizung.
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Lichtempfindlichkeit (Photophobie).
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Schmerzen am Auge.
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Verschwommenes Sehen: Durch die Reizung der Hornhaut oder vermehrten Tränenfilm.
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Häufiges Blinzeln oder Zukneifen der Augen.
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Schleimabsonderung.
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Sichtbare Einwärtsdrehung des Lidrands und der Wimpern.
Risiken und mögliche Komplikationen eines unbehandelten Entropiums
Wird ein Entropium nicht behandelt, kann die ständige Reibung der Wimpern auf der Hornhaut zu ernsten Komplikationen führen:
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Hornhautabschürfungen (Erosionen).
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Hornhautentzündung (Keratitis).
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Hornhautgeschwüre (Ulkus corneae).
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Narbenbildung auf der Hornhaut.
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Einwachsen von Blutgefäßen in die Hornhaut (Neovaskularisation).
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Chronische Bindehautentzündung (Konjunktivitis).
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Langfristige Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung in schweren, unbehandelten Fällen.
Aus diesen Gründen ist eine rechtzeitige Behandlung essenziell.
Die Behandlung des Entropiums zielt darauf ab, die Reizung der Augenoberfläche zu beseitigen und die korrekte Lidposition wiederherzustellen.
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Konservative/Temporäre Maßnahmen:
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Tränenersatzmittel: Zur Befeuchtung und zum Schutz der Augenoberfläche.
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Augensalben (vor allem nachts).
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Herausdrehen des Lids mit Heftpflaster (Tape): Eine vorübergehende Maßnahme, um das Lid nach außen zu ziehen.
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Epilation der scheuernden Wimpern: Nur eine kurzfristige Lösung, da die Wimpern nachwachsen.
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** therapeutische Kontaktlinsen:** Als Verbandslinse zum Schutz der Hornhaut.
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Botulinumtoxin-Injektionen: Können bei spastischem Entropium helfen, den Muskelkrampf zu lösen.
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Operative Behandlung (kausal):
Die definitive Behandlung, insbesondere des involutionellen, narbigen und oft auch des angeborenen Entropiums, ist chirurgisch. Die Wahl der Operationstechnik hängt von der Ursache und dem Ausmaß des Entropiums ab:-
Bei involutionellem Entropium: Häufig werden Operationen durchgeführt, die die horizontalen Lidbänder straffen (z.B. laterale Zügelplastik/Tarsal-Strip-Plastik), die unteren Lidretraktoren wieder anheften oder eine Eversionsnaht (z.B. nach Hotz oder Wies) setzen, um das Lid nach außen zu rotieren.
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Bei narbigem Entropium: Die Narbe muss gelöst und die verkürzte innere Lamelle des Lids ggf. durch ein Transplantat (z.B. Mundschleimhaut, Tarsus) verlängert werden.
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Bei angeborenem Entropium: Oft reicht eine einfache Eversionsnaht oder eine kleine Exzision der überschüssigen Hautfalte.
Die Operationen werden meist in Lokalanästhesie durchgeführt und können oft ambulant erfolgen.
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Nachsorge und Erholungszeit nach operativer Korrektur
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Nachsorge: Unmittelbar nach der OP wird das Auge meist mit einem Salbenverband versorgt. Antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen oder -salben werden angewendet. Kühlung kann Schwellungen lindern. Die Fäden werden nach etwa 7-10 Tagen entfernt.
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Erholungszeit: Leichte Schwellungen und Blutergüsse sind normal und klingen innerhalb von 1-2 Wochen ab. Die meisten Patienten sind schnell wieder gesellschafts- und arbeitsfähig. Das endgültige Ergebnis ist nach einigen Wochen sichtbar.
Kostenübernahme
Die operative Korrektur eines Entropiums ist in der Regel eine medizinisch indizierte Leistung, da die Fehlstellung zu funktionellen Beschwerden und potenziellen Schäden an der Augenoberfläche führt. Daher werden die Kosten für die Operation bei Vorliegen einer entsprechenden Diagnose und Symptomatik üblicherweise von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Eine vorherige Klärung der Kostenübernahme mit der Krankenkasse ist dennoch ratsam.