Ptosis: Das hängende Augenlid (Lid) – Ursachen, Symptome, Behandlung und Absicherung
Ein hängendes Augenlid, medizinisch als Ptosis (oder Ptose) und Blepharoptosis bezeichnet, kann sowohl ein ästhetisches als auch ein funktionelles Problem darstellen. Wenn ein Lid oder beide Lider herabhängendes Gewebe aufweisen, kann dies Betroffene stark belasten. Für Personen, die sich mit Schönheitsoperationen auseinandersetzen oder bereits einen Eingriff hatten, ist das Verständnis solcher medizinischer Begriff und möglicher Zusammenhänge besonders relevant. Dieser Glossarbeitrag erklärt, was eine Ptosis ist, welche Ursachen sie hat, wie sie behandelt wird und welche Rolle eine Folgekostenversicherung spielen kann.

Was ist eine Ptosis?
Ptosis bezeichnet das vollständige oder auch teilweise Herabhängen eines oder beider Oberlider. Das Oberlid hängt tiefer als normal über dem Auge und kann in ausgeprägten Fällen die Pupille teilweise (bis zur Hälfte der Pupille) oder vollständig bedecken, was zu einer Einschränkung des Gesichtsfeldes und einer Verengung der Lidspalte führt. Man spricht hier vom Herabhängen des oberen Augenlids.
Es ist wichtig, die echte Ptosis von sogenannten Schlupflidern (Dermatochalasis), bei denen lediglich ein Hautüberschuss am Oberlidvorliegt, oder einer Pseudoptosis (scheinbare Ptosis, z.B. durch einen enophthalmischen Bulbus oder eine Lidasymmetrie anderer Ursache) zu unterscheiden. Während bei Schlupflidern überschüssige Haut am Oberlidherabhängt, ist bei einer echten Ptosis die Position des Lidrands selbst zu tief, oft aufgrund einer Schwäche oder Schädigung des Lidhebermuskels (Musculus levator palpebrae superioris) oder des sympathisch innervierten Musculus tarsalis.
- Angeborene Ptosis (Ptosis congenita, kongenitale Ptosis): Oft bedingt durch eine Fehlentwicklung des Lidhebermuskels (Muskel).
- Erworbene Ptosis:
- Altersbedingt (senile oder aponeurotische Ptosis): Die häufigste Form, bei der die Sehne des Lidhebermuskels durch altersbedingte Erschlaffung gedehnt wird oder abreißt.
- Myogene Ptosis: Verursacht durch Muskelerkrankungen (z.B. Myasthenia gravis, chronisch progressive externe Ophthalmoplegie), die den Lidhebermuskel (Muskel) oder andere Augenmuskelnschwächen (Muskelschwäche).
- Neurogene Ptosis: Aufgrund von Nervenschädigungen (neurologisch), die den Lidhebermuskel steuern. Dazu zählen:
- Ptosis paralytica: Durch eine Lähmung des dritten Hirnnervs (Nervus oculomotorius), oft begleitet von Lähmungsschielen.
- Ptosis sympathica (Horner-Syndrom): Durch eine Schädigung des Sympathikus, meist einseitig und weniger ausgeprägt, verbunden mit Miosis und Enophthalmus.
- Auch eine Nervenlähmung nach Schlaganfall oder anderen neurologischen Erkrankungen kann eine Ursache sein.
- Traumatische Ptosis: Als Folge von Verletzungen des Augenlidsoder des Lidhebermuskels.
- Mechanische Ptosis: Durch Tumore, Schwellungen oder Narben, die das Lid beschweren.
- Operationsbedingt: In seltenen Fällen kann eine Ptosis auch als unerwünschte Folge nach anderen Operationen im Gesichtsbereich oder am Auge auftreten.
Weitere Ursachen: Längeres Tragen von Kontaktlinsen kann in seltenen Fällen eine Ptosis begünstigen. Auch Vergiftungen (z.B. Botulismus) oder systemische Erkrankungen können eine Ptosis auslösen.

Typische Symptome einer Ptosis
Die Anzeichen einer Ptosis können je nach Ausprägung variieren:
- Sichtbares Herabhängen eines oder beider Oberlider.
- Eingeschränktes Gesichtsfeld, besonders im oberen Bereich, da das herabhängende Lid die Sicht blockiert.
- Müdes oder schläfriges Aussehen.
- Notwendigkeit, den Kopf nach hinten zu neigen oder die Stirn zu runzeln (Heben der Augenbrauen), um besser sehen zu können.
- Kopfschmerzen oder Verspannungen durch die ständige Kompensationshaltung.
- Bei Kindern: Gefahr der Entwicklung einer Schwachsichtigkeit (Amblyopie), wenn das herabhängende Oberlid die Sichtachse dauerhaft verdeckt (kann zur Amblyopie führen).
- Gefühl von Schwere der Augenlider.
Möglicherweise Austrocknen der Augen bei unvollständigem Lidschluss.
- Anamnese (Krankengeschichte, Beginn, Dauer, Begleitsymptome).
- Messung der Lidspaltenweite und der Distanz des Lidrands zur Pupillenmitte.
- Prüfung der Levatorfunktion (Beweglichkeit des Lidhebermuskels).
- Ausschluss anderer Ursachen für das Herabhängen des Augenlids(z.B. Pseudoptosis).
- Untersuchung der Augenmotilität, Pupillenreaktion und des vorderen Augenabschnitts.
- Gegebenenfalls neurologische Tests oder die Gabe von Augentropfen(z.B. Apraclonidin-Test bei Verdacht auf Horner-Syndrom).
- Bei unklarer Ursache können bildgebende Verfahren (z.B. MRT, CT) oder weitere spezifische Tests (z.B. Tensilontest bei Verdacht auf Myasthenie) notwendig sein.

Behandlungsoptionen: Oft operativ
Die Behandlung der Ptosis richtet sich je nach Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung:
- Beobachtung: Bei leichter Ptosis ohne funktionelle Einschränkung ist manchmal keine sofortige Behandlung nötig, regelmäßige augenärztliche Kontrollen sind aber wichtig.
- Konservative Maßnahmen:
- Bei bestimmten Formen (z.B. durch Myasthenia gravis) kann eine medikamentöse Therapie helfen.
- Eine sogenannte Ptosisbrille mit einem kleinen Steg kann das Lidmechanisch anheben.
- Operation (Ptosis-Operation / chirurgische Korrektur): Dies ist die häufigste Behandlungsmethode, insbesondere wenn das Sehvermögen eingeschränkt ist, eine erhebliche kosmetisch störende Beeinträchtigung besteht oder bei Kindern die Gefahr einer Amblyopie droht. Ziel ist, die Lidhebung und die Verbesserung der Lidspalte zu verbessern. Der Eingriff erfolgt meist operativ in örtlicher Betäubung, seltener in Vollnarkose. Die gängigsten Verfahren sind:
- Levatorresektion: Eine Verkürzung des Lidhebermuskels (Lidhebemuskels), die seine Hebekraft stärkt.
- Frontalissuspension: Dabei wird das Lid mit einem Band (körpereigen oder synthetisch) an den Stirnmuskel (Musculus frontalis) gehängt, sodass das Lid durch Anheben der Augenbrauen geöffnet wird. Dies wird oft bei sehr schlechter Levatorfunktiondurchgeführt.
- Müller-Muskel-Resektion: Bei leichter Ptosis und gutem Ansprechen auf Phenylephrin-Augentropfen kann eine Resektion des Musculus tarsalis erfolgen.