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Spastik (Muskelspasmus): Ursachen, Symptome und moderne Behandlungsansätze

Spastik ist eine Bewegungsstörung, die durch eine krankhaft erhöhte Muskelspannung (Muskeltonus) gekennzeichnet ist. Sie entsteht durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS) – also des Gehirns oder Rückenmarks. Die Muskeln sind steif, schwer zu bewegen und neigen zu unwillkürlichen, oft schmerzhaften Krämpfen. Spastik ist keine eigenständige Krankheit, sondern immer ein Symptom einer zugrundeliegenden neurologischen Erkrankung wie einem Schlaganfall oder Multipler Sklerose.

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Was genau ist eine Spastik? – Definition der erhöhten Muskelspannung

Eine Spastik ist eine Form der erhöhten Muskelspannung, die als Widerstand bei einer passiven Bewegung spürbar wird und deren Ausmaß von der Geschwindigkeit der Bewegung abhängt. Man kann es sich wie eine ständig angezogene Handbremse im Muskel vorstellen: Je schneller man versucht, ein Gelenk (z.B. den Ellbogen) zu strecken, desto stärker „wehrt“ sich der Muskel dagegen. Dieses Phänomen wird auch als „geschwindigkeitsabhängiger Dehnungswiderstand“ bezeichnet. Oftmals lässt der Widerstand nach einer anfänglichen Anspannung plötzlich nach, was als Taschenmesserphänomen bekannt ist. Eine Spastik kann von einer leichten Steifigkeit bis hin zu schweren, schmerzhaften und unkontrollierbaren Muskelkrämpfen reichen.

Ptosis bezeichnet das vollständige oder auch teilweise Herabhängen eines oder beider Oberlider. Das Oberlid hängt tiefer als normal über dem Auge und kann in ausgeprägten Fällen die Pupille teilweise (bis zur Hälfte der Pupille) oder vollständig bedecken, was zu einer Einschränkung des Gesichtsfeldes und einer Verengung der Lidspalte führt. Man spricht hier vom Herabhängen des oberen Augenlids.

Es ist wichtig, die echte Ptosis von sogenannten Schlupflidern (Dermatochalasis), bei denen lediglich ein Hautüberschuss am Oberlidvorliegt, oder einer Pseudoptosis (scheinbare Ptosis, z.B. durch einen enophthalmischen Bulbus oder eine Lidasymmetrie anderer Ursache) zu unterscheiden. Während bei Schlupflidern überschüssige Haut am Oberlidherabhängt, ist bei einer echten Ptosis die Position des Lidrands selbst zu tief, oft aufgrund einer Schwäche oder Schädigung des Lidhebermuskels (Musculus levator palpebrae superioris) oder des sympathisch innervierten Musculus tarsalis.

Die neurologische Ursache: Warum entsteht eine Spastik?
Die Ursache einer Spastik liegt immer in einer Schädigung des zentralen Nervensystems (ZNS). Im gesunden Zustand sendet das Gehirn über das Rückenmark Signale an die Muskeln, die nicht nur für Bewegung sorgen, sondern auch die Muskelspannung fein regulieren und dämpfen. Wird dieser Teil des ZNS – das sogenannte obere Motoneuron – geschädigt, fallen diese dämpfenden Signale weg. Die Folge ist eine Übererregbarkeit der Muskeln. Die Reflexe sind gesteigert, und die Muskeln erhalten quasi zu viele „Gas-Befehle“, ohne dass die „Bremse“ richtig funktioniert. Das Resultat ist die unkontrollierte, erhöhte Grundspannung.
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Häufige Grunderkrankungen, die eine Spastik auslösen können

Da eine Spastik immer ein Symptom ist, tritt sie im Zusammenhang mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen und Verletzungen auf. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Schlaganfall: Eine der häufigsten Ursachen für eine Spastik bei Erwachsenen.
  • Multiple Sklerose (MS): Die chronisch-entzündliche Erkrankung des ZNS führt oft zu Spastiken, insbesondere in den Beinen.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Verletzungen des Gehirns durch Unfälle.
  • Rückenmarksverletzungen: Zum Beispiel nach einem Unfall (Querschnittslähmung).
  • Zerebralparese: Eine frühkindliche Hirnschädigung, die oft mit spastischen Lähmungen einhergeht.
  • Sauerstoffmangel im Gehirn (Hypoxie).
Typische Symptome und Anzeichen einer Spastik

Die Symptome einer Spastik können sehr unterschiedlich sein und die Lebensqualität stark beeinträchtigen:

  • Erhöhte Muskelsteifigkeit: Die Gliedmaßen fühlen sich steif an und sind schwer zu bewegen.
  • Schmerzhafte Muskelkrämpfe (Spasmen): Plötzliche, unwillkürliche und oft schmerzhafte Muskelanspannungen.
  • Klonus: Rhythmische, zuckende Bewegungen, oft am Fußgelenk sichtbar.
  • Fehlhaltungen: Durch die dauerhafte Anspannung können Gelenke in einer unnatürlichen Position verharren (z.B. geballte Faust, gebeugter Arm, Spitzfußstellung).
  • Einschränkung der Feinmotorik: Tätigkeiten wie Greifen, Schreiben oder Essen werden erschwert.
  • Probleme beim Gehen: Ein steifes Bein oder ein Spitzfuß können das Gangbild erheblich stören.
  • Erschwerte Körperpflege: Beispielsweise das Öffnen einer Hand zur Reinigung kann unmöglich werden.

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Diagnose: Wie wird eine Spastik festgestellt?

Die Diagnose einer Spastik wird in der Regel von einem Neurologen durch eine klinische Untersuchung gestellt. Der Arzt beurteilt die Muskelspannung, indem er die Gliedmaßen des Patienten passiv bewegt. Dabei achtet er auf den geschwindigkeitsabhängigen Widerstand. Die Reflexe werden getestet, die oft übersteigert sind. Zur Einteilung des Schweregrades wird häufig die Ashworth-Skala verwendet. Zusätzlich wird nach der zugrundeliegenden Ursache geforscht, falls diese noch nicht bekannt ist (z.B. mittels MRT von Gehirn oder Rückenmark).

Moderne Therapieoptionen im Detail: Von Physiotherapie bis Botulinumtoxin

Die wichtigsten Säulen der Spastik-Behandlung sind:

  • Physiotherapie und Ergotherapie: Dies ist die absolute Grundlage jeder Behandlung. Durch gezieltes Dehnen, Bewegungsübungen, Lagerung und das Training von Alltagsfunktionen wird versucht, die Muskeln beweglich zu halten, Fehlhaltungen zu vermeiden und die Funktion zu verbessern.
  • Medikamentöse Therapie (oral): Medikamente wie Baclofen, Tizanidin oder Tolperison können die Muskelspannung im ganzen Körper senken. Ihr Nachteil ist, dass sie oft müde machen und die Muskeln auch dort schwächen können, wo es nicht erwünscht ist. Sie werden daher oft bei generalisierter Spastik eingesetzt.
  • Fokale Behandlung mit Botulinumtoxin: Diese Therapie ist eine der wirksamsten Methoden zur Behandlung einer lokal begrenzten Spastik. Das aus der Ästhetik bekannte Botulinumtoxin (z.B. Botox®) wird gezielt in die überaktiven Muskeln injiziert. Dort blockiert es die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin und verhindert so, dass der Nerv den Muskel zur Anspannung anregt. Der Muskel entspannt sich für etwa drei bis sechs Monate. Die Behandlung muss regelmäßig wiederholt werden, ist aber sehr effektiv und hat kaum systemische Nebenwirkungen.
  • Intrathekale Baclofen-Pumpe (ITB): Bei schwerer, generalisierter Spastik, die auf orale Medikamente nicht anspricht, kann eine kleine Pumpe unter die Bauchhaut implantiert werden. Diese gibt das Medikament Baclofen über einen Katheter direkt in die Rückenmarksflüssigkeit ab. Dadurch wird eine hohe Wirksamkeit bei deutlich geringeren Dosen und weniger Nebenwirkungen erzielt.
  • Chirurgische Verfahren: In seltenen, schweren Fällen können auch operative Eingriffe (z.B. Sehnenverlängerungen) erwogen werden.

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Leben mit Spastik: Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Eine Spastik ist eine chronische Erkrankung, die den Alltag erheblich beeinflussen kann. Sie kann zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und sozialem Rückzug führen. Eine konsequente und individuell angepasste Therapie ist der Schlüssel, um die Symptome zu kontrollieren, die Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Der Austausch in Selbsthilfegruppen kann für Betroffene und Angehörige ebenfalls eine wichtige Stütze sein.

Die Diagnose einer Spastik wird in der Regel von einem Neurologen durch eine klinische Untersuchung gestellt. Der Arzt beurteilt die Muskelspannung, indem er die Gliedmaßen des Patienten passiv bewegt. Dabei achtet er auf den geschwindigkeitsabhängigen Widerstand. Die Reflexe werden getestet, die oft übersteigert sind. Zur Einteilung des Schweregrades wird häufig die Ashworth-Skala verwendet. Zusätzlich wird nach der zugrundeliegenden Ursache geforscht, falls diese noch nicht bekannt ist (z.B. mittels MRT von Gehirn oder Rückenmark).