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Dr. med. Özcan Güler
Dr. med. Özcan Güler
  • Ich bin Gründer und ärztlicher Leiter einer Klinik für ästhetische Chirurgie in Dortmund, Facharzt für Chirurgie mit den Tätigkeitsschwerpunkten ästhetische und plastische Operationen.

Definition Ektropium

Das Ektropium (ICD-10 H02.1) ist eine pathologische Auswärtsdrehung (Eversion) des Lidrands, überwiegend des unteren Augenlids. Dadurch liegt die dem Augapfel zugewandte Bindehaut (Konjunktiva) frei und kann austrocknen oder sich entzünden. Zudem ist der normale Abfluss der Tränenflüssigkeit über das Tränenpünktchen gestört.

Ziel der Behandlung eines Ektropiums ist es, die normale anatomische Position des Augenlids wiederherzustellen. Dadurch soll das Auge vor Austrocknung und Infektionen geschützt, der Tränenabfluss normalisiert und die damit verbundenen Symptome wie Reizung und Tränenträufeln gelindert werden. Langfristig geht es darum, die Gesundheit und Funktion des Auges zu erhalten.

Ursachen: Wie entsteht ein Ektropium?
Ein Ektropium kann verschiedene Ursachen haben, wobei die altersbedingte Form die häufigste ist:
Involutionelles Ektropium (Ectropium senile): Dies ist die häufigste Form und tritt im höheren Lebensalter auf. Ursächlich ist eine Erschlaffung der Lidstrukturen, insbesondere des Tarsus (Lidplatte), der horizontalen Lidbänder (Kanthalbänder) und des Musculus orbicularis oculi (Augenringmuskel). Das Lid verliert an Spannung und dreht sich nach außen.

Paralytisches Ektropium (Ectropium paralyticum): Entsteht durch eine Lähmung des Nervus facialis (Fazialisparese), der den Augenringmuskel innerviert. Durch den Funktionsverlust des Muskels erschlafft das Unterlid und kippt nach außen.
Narbenektropium (Ectropium cicatriceum): Verursacht durch Narbenzug an der Lidhaut nach Verletzungen, Verbrennungen, Hauterkrankungen (z.B. Ichthyose) oder vorangegangenen Operationen im Lidbereich. Die Narbe verkürzt die äußere Lamelle des Lids und zieht es nach außen.
Mechanisches Ektropium: Durch Tumore oder andere raumfordernde Prozesse am Lidrand, die das Lid nach außen drücken oder ziehen.
Angeborenes Ektropium (Ectropium congenitum): Eine sehr seltene Form, die von Geburt an besteht und oft mit anderen Fehlbildungen (z.B. Blepharophimose-Syndrom) assoziiert ist.

Symptome: Woran erkennt man ein Ektropium?

Die Symptome eines Ektropiums können je nach Ausprägung und Dauer variieren:

  • Sichtbare Auswärtsdrehung des Lidrands, oft mit freiliegender, geröteter Bindehaut.

  • Tränenträufeln (Epiphora): Da das Tränenpünktchen nicht mehr am Augapfel anliegt, kann die Tränenflüssigkeit nicht richtig abfließen und läuft stattdessen über die Wange.

  • Augenreizung und Fremdkörpergefühl: Durch die freiliegende Bindehaut und die gestörte Benetzung der Augenoberfläche.

  • Rötung des Auges und der Bindehaut.

  • Trockenheit des Auges: Paradox zum Tränenträufeln kann die Augenoberfläche austrocknen, da der Lidschluss und die Verteilung des Tränenfilms gestört sind.

  • Lichtempfindlichkeit.

  • Chronische Bindehautentzündung (Konjunktivitis).

  • In fortgeschrittenen oder schweren Fällen: Hornhautschäden (Keratopathie) durch Austrocknung und mangelnden Schutz, was bis zur Beeinträchtigung des Sehvermögens führen kann.

Formen/Arten der Dysphorie

Die Behandlung des Ektropiums richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad der Symptome.

  • Konservative Behandlung (symptomatisch):

    • Tränenersatzmittel: Augentropfen, -gele oder -salben zur Befeuchtung der Augenoberfläche und zum Schutz vor Austrocknung.

    • Augensalben (vor allem nachts): Bilden einen länger anhaltenden Schutzfilm.

    • Heftpflasterzug (temporär): Das Unterlid kann vorübergehend mit einem Pflaster nach oben und außen fixiert werden, um die Lidposition zu verbessern (z.B. bei akuter Fazialisparese).

    • Behandlung der Grunderkrankung: Bei paralytischem Ektropium steht die Therapie der Fazialisparese im Vordergrund. Bei mechanischem Ektropium die Entfernung des Tumors.

  • Operative Behandlung (kausal):
    Die definitive Behandlung, insbesondere des involutionellen und narbigen Ektropiums, ist meist chirurgisch. Ziel ist die Wiederherstellung der korrekten Lidposition und -spannung. Es gibt verschiedene Operationstechniken, die je nach Ursache angewendet werden:

    • Bei involutionellem Ektropium: Häufig werden Techniken zur horizontalen Lidstraffung eingesetzt, z.B. eine Lidkantenverkürzung durch Exzision eines kleinen Keils (Keilexzision), eine laterale Zügelplastik (Tarsal-Strip-Plastik) oder eine Straffung der Kanthalbänder. Manchmal ist auch eine Naht zur Eversion des Tränenpünktchens (Punctum-Eversion) oder eine Straffung der unteren Lidretraktoren notwendig.

    • Bei narbigem Ektropium: Die Narbe muss gelöst und die verkürzte Haut durch Hauttransplantate (z.B. vom Oberlid der Gegenseite oder hinter dem Ohr) oder lokale Lappenplastiken ersetzt werden.
      Die Operationen werden meist in Lokalanästhesie durchgeführt und können oft ambulant erfolgen.

Nachsorge und Erholungszeit nach operativer Korrektur

  • Nachsorge: Unmittelbar nach der Operation wird das Auge oft mit einem Salbenverband versorgt. Kühlende Kompressen können Schwellungen lindern. Antibiotische und entzündungshemmende Augentropfen oder -salben werden nach Anweisung des Arztes angewendet. Die Fäden werden meist nach 7-10 Tagen entfernt.

  • Erholungszeit: Leichte Schwellungen und Blutergüsse sind normal und klingen innerhalb von 1-2 Wochen ab. Die meisten Patienten sind nach wenigen Tagen bis einer Woche wieder gesellschafts- und arbeitsfähig, sollten aber körperliche Anstrengung und Reiben am Auge vermeiden. Das endgültige Ergebnis ist nach einigen Wochen sichtbar.

Kostenübernahme
Die operative Korrektur eines Ektropiums ist in der Regel eine medizinisch indizierte Leistung, da die Fehlstellung zu funktionellen Beschwerden und potenziellen Augenschäden führen kann. Daher werden die Kosten für die Operation bei Vorliegen einer entsprechenden Diagnose und Symptomatik üblicherweise von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Eine vorherige Klärung mit der Krankenkasse bezüglich der Kostenübernahme ist dennoch empfehlenswert.


Auch wenn der Eingriff meist medizinisch notwendig ist, kann es bei spezifischen Wünschen oder in Grenzfällen sinnvoll sein, sich über eine Folgekostenversicherung zu informieren, die bei ästhetisch motivierten Eingriffen oder deren Komplikationen greifen kann. Dies ist hier aber seltener der Fall als bei rein kosmetischen Operationen.