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Dr. med. Özcan Güler
Dr. med. Özcan Güler
  • Ich bin Gründer und ärztlicher Leiter einer Klinik für ästhetische Chirurgie in Dortmund, Facharzt für Chirurgie mit den Tätigkeitsschwerpunkten ästhetische und plastische Operationen.

Definition: Was ist Galaktorrhö?

Das Austreten von Milch oder einer milchähnlichen Flüssigkeit aus den Brustdrüsen außerhalb der Stillzeit wird als Galaktorrhö (auch: Galaktorrhoe) bezeichnet. Dieser Milchfluss kann ein- oder beidseitig auftreten und ist oft ein Anlass zur Sorge. Galaktorrhoe bezeichnet jedoch ein Symptom, keine eigenständige Krankheit. Während es harmlose Ursachen gibt, kann es auch ein krankhafter Brustmilchausfluss sein, der auf zugrunde liegende Hormonstörungen oder andere medizinische Zustände hinweist. Eine Abklärung durch Mediziner ist daher immer ratsam.

Ursachen: Warum tritt krankhafter Milchfluss auf?

Die Milchbildung wird hauptsächlich durch die Produktion des Hormons Prolaktin in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert. Die häufigste Ursache einer Galaktorrhoe ist daher ein erhöhter Prolaktinspiegel im Blut (Hyperprolaktinämie). Die Ursache der Galaktorrhoe kann vielfältig sein:

  • Physiologische Ursachen (nicht krankhaft):

    • Anhaltender Milchfluss nach einer Stillpause oder vollständigem Abstillen (kann Monate bis Jahre andauern).

    • Mechanische Stimulation der Brustwarzen.

    • Intensiver Stress.

  • Pathologische Ursachen (krankhaft):

    • Prolaktinom: Ein gutartiger Tumor der Hypophyse (sogenanntes Prolaktinom), der unkontrolliert Prolaktin produziert. Dies ist eine häufige zugrunde liegende Ursache für eine deutliche Erhöhung des Prolaktinspiegels.

    • Medikamente: Viele Medikamente können Galaktorrhoe führen, z.B. bestimmte Neuroleptika, Antidepressiva, Blutdruckmittel oder Östrogen-haltige Präparate.

    • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Beeinflusst die Hormonregulation.

    • Erkrankungen der Nieren oder Leber.

    • Erkrankungen des Hypothalamus.

    • Verletzungen oder Operationen im Brustbereich.

    • Seltener: Andere hormonproduzierende Tumore.

    • Idiopathische Hyperprolaktinämie: Erhöhte Prolaktinwerte ohne nachweisbare Ursache.

Symptome und Beschwerden bei Galaktorrhö

Das Hauptsymptom ist das Austreten von milchigem Sekret aus ein- oder beidseitigen Brustwarzen. Dieses kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Begleitende Symptome und Beschwerden hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab:

  • Bei Frauen (insbesondere Frauen vor den Wechseljahren): Menstruationsstörungen (unregelmäßiger Menstruationszyklus), Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhoe), verminderte Libido, Unfruchtbarkeit.

  • Bei Männern: Libidoverlust, Erektionsstörungen, Gynäkomastie (Vergrößerung des Brustgewebes).

  • Bei Prolaktinom: Kopfschmerzen, Sehstörungen können auf ein Prolaktinom hinweisen.

  • Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion (Müdigkeit, Gewichtszunahme etc.).

Diagnose: Die Ursache der Galaktorrhoe finden

  1. Anamnese: Erfassung von Medikamenten, Zyklus, Schwangerschaften, Stillzeiten, Stress, Symptomen.

  2. Körperliche Untersuchung: Untersuchung der beiden Brüsten, Abtasten, Beurteilung des austretenden Sekrets.

  3. Laboruntersuchungen:

    • Schwangerschaftstest.

    • Prolaktinspiegel (oft mehrfach, da stressabhängig).

    • Schilddrüsenwerte (TSH).

    • Nieren- und Leberwerte.

  4. Bildgebung:

    • MRT des Kopfes (bei Verdacht auf Prolaktinom). Hierbei kann auch Kontrastmittel zum Einsatz kommen.

    • Mammographie/Ultraschall der Brust: Zum Ausschluss anderer Erkrankungen der Brustdrüse, obwohl Galaktorrhö selten ein Symptom für ein frühes Stadium von Brustkrebs ist (anders als z.B. blutiges Sekret aus einem Milchgang, was auf ein Milchgangspapillom hindeuten könnte).

Behandlung der Galaktorrhö

Die Behandlung richtet sich nach der identifizierten Ursache der Galaktorrhoe:

  • Keine Behandlung: Bei harmlosen Ursachen ohne Leidensdruck oft nicht nötig.

  • Medikamentenwechsel: Wenn Medikamente die Galaktorrhoe infolge erhöhter Prolaktinwerte auslösen.

  • Dopaminagonisten: Mittel der Wahl bei Prolaktinom und oft auch bei idiopathischer Hyperprolaktinämie zur Senkung des Prolaktinspiegels.

  • Schilddrüsenhormone: Bei Hypothyreose.

  • Operative oder Strahlentherapie: Selten bei Prolaktinomen, die nicht auf Medikamente ansprechen.

  • Behandlung anderer Grunderkrankungen.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?

Jeder Milchfluss außerhalb der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte ärztlich abgeklärt werden, insbesondere wenn er neu auftritt, anhält oder von anderen Symptomen begleitet wird. Nur so kann eine harmlose von einer behandlungsbedürftigen, krankhaften Ursache unterschieden werden.

Galaktorrhö bei Männern, Kindern und Säuglingen

Tritt die Galaktorrhoe bei Männern und Kindern auf, ist eine gründliche Untersuchung besonders wichtig, da oft hormonelle Störungen oder Tumore (Prolaktinom) dahinterstecken. Bei Säuglingen ist ein leichter Milchfluss („Hexenmilch“) in den ersten Wochen normal und harmlos.

Kostenübernahme für Diagnostik und Behandlung

Die diagnostischen Maßnahmen zur Abklärung der Ursache einer Galaktorrhoe sowie die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung (z.B. Medikamente bei Prolaktinom) sind medizinisch indiziert und werden daher in der Regel von den Krankenkassen übernommen.